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Erfolgreicher TERRE DES FEMMES Stiftungsabend mit Ahmad Mansour und Berlin Lights

Am Samstag den 15.10.2016 fand im Roten Rathaus in Berlin ein öffentlicher Abend der TERRE DES FEMMES Stiftung statt, die 2004 gegründet wurde um dem gleichnamigen Verein eine langfristige finanzielle Grundlage für seine Arbeit zu sichern.

Eröffnet wurde der Abend durch Vorstandsfrau und Mitgründerin von TERRE DES FEMMES Ingrid Staehle und das A Capella Quintett „Berlin Lights“, die die rund 140 Gäste mit ihren poppigen Interpretationen bekannter und eigener Lieder beschwingt und gefühlvoll durch den Abend begleiteten.

Hauptredner des Abends war der Diplom-Psychologe und Autor Ahmad Mansour. Geboren und aufgewachsen als Palästinenser in Israel ist er knapp der eigenen Radikalisierung entgangen, seit zehn Jahren nun lebt er in Deutschland und gehört hier zu den wichtigsten Islamismus-Experten des Landes. Im Zentrum seines Engagements stand lange die Arbeit mit radikalisierten islamischen Jugendlichen als Gruppenleiter beim Heroes-Projekt in Berlin und Familienberater bei HAYAT, einer Beratungsstelle für Deradikalisierung. Er ist außerdem als Berater zu dem Thema “Unterdrückung im Namen der Ehre” beim LKA 5 tätig und setzt sich als Programme Director bei der European Foundation for Democracy in Brüssel und als Vorsitzender Sprecher des Muslimischen Forums Deutschland e.V. auch politisch für demokratische Werte und gegen Antisemitismus ein.

Vortrag von Ahmad Mansour „Religiöser Extremismus und seine Auswirkungen auf die Geschlechterrollen“

In seinem Vortrag thematisierte er die Probleme, die sich aus einem stärker werdenden Islamismus für die Frauenrechte in Deutschland ergeben und stellte hierzu seinen psychologischen Ansatz vor.

Der radikale Islamismus spitze demnach die Inhalte eines schon lange bekannten konservativen Islamverständnisses zu. Durch den Glauben an ein patriarchales, strafendes Gottesbild und die Tabuisierung von Sexualität betreibe er Angstpädagogik und erzeuge Minderwertigkeitskomplexe, so Mansours These. Die Ehre der Frauen definiere sich hier über ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft; ihr Ansehen und ihr Ruf sind abhängig von ihrer Sexualität. Die Ehre des Mannes sei abhängig vom Ansehen der Frauen in seiner Familie, die er schützen müsse um seine eigene Ehre zu schützen. Die vermeintlich starke Männlichkeit ist in Wirklichkeit, so Mansour, eine Abhängigkeit und zeugt von schwachen Männern, die sich stark geben.

Grund hierfür seien weit verbreitete patriarchale Erziehungsmethoden, die Ungleichheit in der Familie predigen und die Kinder lehren, ihre Position in der Familie ohne Möglichkeiten zur Rebellion und Emanzipation anzunehmen. Die Entstehung eines gesunden Selbstbewusstseins werde so verhindert. Hinzu komme die strikte Tabuisierung der Sexualität, die es den Kindern erschwert, einen normalen Umgang mit ihrem eigenen und dem anderen Geschlecht zu finden und zu Gefühlen von Scham und Schande führe. Diese Erziehungsmethoden verhindern laut Mansour die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls bei vielen islamischen Jugendlichen und führen stattdessen zu Minderwertigkeitskomplexen, die sich in zum Teil extremem Verhalten äußern. Dass in Deutschland immer noch Ehrenmorde begangen und Mädchen zwangsverheiratet und unterdrückt werden, sind ebenso wie die sexistischen Ausschreitungen der Silvesternacht in Köln für Mansour Ergebnisse dieser patriarchalen Erziehung.

Dieses konservative Islamverständnis schafft laut Mansour auch die radikale Basis, auf der der „Islamische Staat“ aufbaut. Wenn wir den Terror bekämpfen wollen, müssen wir auch an seinen Grundlagen arbeiten, lautet seine Forderung.

Die Religionsfreiheit dürfe nicht zur Unterdrückung der Frau führen, wie z.B. durch Ausschluss junger Mädchen vom Schwimmunterricht oder Klassenfahrten. Auch das Tragen der Burka ist für Mansour kein Zeichen kultureller Vielfalt, das man akzeptieren müsse, sondern Zeichen einer Unterdrückung, die so nur von Islamisten ausgeübt werde. Er schloss seinen Vortrag daher mit einem Appell an TERRE DES FEMMES, eine starke Stimme in dieser gesellschaftlichen Debatte zu sein und an einem klaren Konsens über die Werte unserer Gesellschaft zu arbeiten und diese gemeinsam zu verteidigen.

Es sei ein sinnvoller Zufall, dass sich die Wege von TERRE DES FEMMES und Ahmad Mansour schon mehrfach gekreuzt haben, betonten beide Seiten, denn schließlich arbeiten beide an einem angstfreien und selbstbestimmten Leben für Mädchen und Frauen und ergänzen sich in ihrem Engagement. Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle bedankte sich für den „motivierenden Vortrag“ und versprach: „Wir schreiben uns auf die Herzen, was Ahmad Mansour gesagt hat und werden dafür auch kämpfen“.

Anschließendes Get Together mit Austausch und Feedback

Die Gäste, Mitglieder von TERRE DES FEMMES, Stifterinnen sowie Vorstandsfrauen, tauschten sich im anschließenden Get Together bei Häppchen und Getränken des Catering Services FLORIS über die Veranstaltung aus. Viele betonten, sie hätten den Vortrag sehr inspirierend gefunden und Mansour spreche ihnen aus der Seele, was auch mehrfach durch spontanen Beifall des Publikums während des Vortrags zum Ausdruck kam. Vorstandsfrau Necla Kelek freute sich, dass gerade ein muslimisch sozialisierter Mann die geschlechterspezifische Erziehung so auf den Punkt bringe und die Tabuisierung der Sexualität so knallhart benenne, weil dies auch für die Arbeit des Vereins enorm wichtig sei. Auch Erststifterin Annerose Rabausch und ihre Tochter Salomé Wörner lobten den Vortrag. Rabausch hat selber viel Kontakt mit muslimischen Jugendlichen und empfand den Vortrag als „kleine Erleuchtung“ und Hilfestellung, das Verhalten dieser Jugendlichen besser nachzuvollziehen. Sie betonte die Wichtigkeit der Kommunikation mit den Jugendlichen und lobte die Arbeit der Heroes.

Sabine Lembeck-Saffran, die selbst Sekretärin in einem Kinderheim ist, betonte, wie wichtig die von Mansour geführte Debatte in Anbetracht der großen Aktualität sei und lobte die Veranstaltung mit den Worten: „Das bestätigt nur wieder, dass TERRE DES FEMMES ein toller Verein ist.“ Ein 18jähriger muslimischer Mann erkannte in den von Mansour beschriebenen Strukturen vieles wieder, betonte aber auch, er kenne viele liberale Familien, die hiervon nicht so stark betroffen seien. Er bemerkte, dass nicht viele Jugendliche bei der Veranstaltung waren und führte dies nicht auf deren mangelndes Interesse, sondern eher auf ihre Passivität zurück. Auf ihn selbst treffe vieles Gesagte eher nicht zu, doch das Interesse am Thema habe ihn zum Kommen bewegt.

Vorstandsfrau Ingrid Staehle freute sich über das positive Feedback der BesucherInnen und lobte vor allem Mansours klare psychologische Analyse: „Ein tiefer Ansatz, der aus einer anderen Perspektive so nicht möglich wäre.“ Mansour habe es vermocht, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. „Ahmad Mansour hat mit uns einen guten Resonanzboden für seine Thesen und wir freuen uns sehr, einen so großen Verbündeten an unserer Seite zu haben.“ Auch Mansour betonte die Gemeinsamkeit der Ziele und wünschte sich, dass die Zusammenarbeit mit TERRE DES FEMMES noch intensiver wird.